Belastungsinkontinenz
Verhaltenstherapie, Beckenbodentraining und seit kurzem auch die medikamentöse Behandlung mit Duloxetin ermöglichen die nicht-operative Behandlung einer
Belastungsinkontinenz.
Sind diese Therapiemaßnahmen nicht ausreichend, kann man heute mit Hilfe einer wenig belastenden Operation, durch Unterfahren der Harnröhre mit einer Kunststoffschlinge (z.B. tension free vaginal tape/TVT und Nachfolgeprodukte), bei etwa 80 Prozent der so Behandelten ein zufrieden stellendes Ergebnis erreichen. Dabei wird ein spannungsfreies Band von der Scheide aus um die Harnröhre gelegt. Die Injektion von verschiedenen Substanzen unter die Schleimhaut der Harnröhre zur Erhöhung des Widerstandes am Blasenauslass kann zu einer Verbesserung der Situation führen. Allerdings sind die Ergebnisse meist nicht anhaltend und wiederholte Behandlungen notwendig.
Dranginkontinenz
Die Behandlung erfolgt in den meisten Fällen nicht-operativ und besteht aus verschiedenen Formen des Blasentrainings sowie aus Medikamenten, die dem gehäuften,
starken Harndrang und damit auch der Dranginkontinenz entgegen wirken (sog. Anticholinergika).
Vorab müssen jedoch Maßnahmen zur Beseitigung möglicher Ursachen durchgeführt werden, wie etwa die Behandlung einer Blasenentzündung, eine Hormonersatztherapie bei Hormonmangel oder die Beseitigung
einer Abflussbehinderung.
Überlaufinkontinenz
Es ist Aufgabe des Facharztes für Urologie durch spezielle Untersuchungen (Urodynamik) die Ursachen für die Unmöglichkeit der Blasenentleerung abzuklären und die
entsprechenden Therapie- maßnahmen einzuleiten. Die erste Maßnahme ist immer die Entleerung der übervollen Blase, im Allgemeinen mit Hilfe eines Katheters.
Konservative Therapie der neurogenen Detrusorüberaktivität
Die derzeitige Standardtherapie der neurogenen Detrusorüber- aktivität ist das kontrollierte Entleeren der Blase durch inter- mittierenden Selbstkatheterismus in Kombination mit anticholi- nergen Substanzen, die als Tabletten oder auch als Instillation (Einbringung) in die Harnblase verabreicht werden können. Aufgrund der medikamentösen Behandlung wird der Blasendruck gesenkt und damit die Nieren geschützt sowie die Kontinenz des Patienten erreicht. Im Rahmen der medikamentösen Therapie kann es allerdings zu Nebenwirkungen wie Sehstörungen und Mundtrocken- heit kommen.
Beim intermittierenden Selbstkatheterismus legt sich der Patient vier bis fünf Mal täglich selbst einen Katheter zur einmaligen Blasen- entleerung.
Minimalinvasive Therapie der neurogenen Detrusorüberaktivität
Eine Alternative zur konservativen Therapie der neurogenen Detrusorüberaktivität ist die Injektion von Botulinumtoxin A in den Blasenmuskel. Damit wird die unkontrollierte Kontraktion des Blasenmuskels durch Blockade der Rezeptoren unterbunden. Die Blase ist wieder in der Lage, Urin zu speichern. Die Wirkung einer einmaligen Injektion des Toxins hält durchschnittlich fünf bis sieben Monate an. Die Patienten müssen in den meisten Fällen zusätzlich den intermittierenden Selbstkatheterismus durchführen, da die Lähmung des Blasenmuskels zu hohen Restharnmengen führt. Botulinumtoxin A ist derzeit noch nicht zur Anwendung an der Harnblase zugelassen.
Operative Therapie der neurogenen Detrusorüberaktivität
Sind die konservativen und minimalinvasiven Maßnahmen zur Therapie der neurogenen Detrusorüberaktivität nicht erfolgreich, so kann eine Operation notwendig werden. Diese schließt unter anderem die Harnableitung durch die Bauchdecke ein. Dadurch wird sowohl die Kontinenz als auch der Schutz des oberen Harntraktes erreicht. Darüber hinaus können auch Verfahren der Blasener- weiterung (Augmentation) zur Anwendung kommen.
Da alle operativen Verfahren ein erhöhtes Komplikationsrisiko für den Patienten bergen, sollte zunächst eine konservative Therapie der neurogenen Detrusorüberaktivität angestrebt werden. In einigen Fällen ist jedoch bisher die eine operative Maßnahme die einzige Option.
Ortoproban